News Detail: CD: Top Tipps |
HIP
HOP/RAP / COMPILATION
Bad
Boys: Bad Boys: 10th Anniversary: The Hits (CD & DVD)
"It's All About The Benjamins, Baby." Eine Dekade führte
Sean 'Puffy' Combas aka Puff Daddy aka
P.
Diddy das Rapgame Richtung Mainstream. Der weltweite Durchbruch
der 'Black Music' ist zum großen Teil sein Verdienst. "I'll Be
Missing You", die The
Police covernde Hymne an seinen verstorbenen Freund Notorious
B.I.G., sorgt 1997 von Brooklyn bis zum Ballermann für Hotstepper-Alarm
auf den Tanzflächen und macht 'Biggie' ähnlich wie 2Pac
auch außerhalb der Rapszene bekannt. Im Fahrwasser seines Todes und
Puffys Hitsingle avanciert B.I.G.s Doppelalbum "Life After Death"
mit über zehn Millionen verkauften Exemplaren zum bis dato erfolgreichsten
Hip Hop-Werk aller Zeiten. Die Single "Hypnotize" brennt noch
nach sechs Jahren mit "Biggie, Biggie can't you see, sometimes your
words just hypnotize me" jeden Club nieder. Leider schafft es von Notorious
nur noch die smoothe Playerhymne "Big Poppa" von seinem Debüt
"Ready To Die" auf P.
Diddys "10th Anniversary". Und wer den Mary
J. Blige/Method
Man-Klassiker "All I Need" oder andere Zuckerstücken
von Queen Mary sucht, ist an der falschen Adresse, denn die Blige stand
nie beim Bad Boy-Label unter Vertrag. Back To 1997: Stratege Diddy wirft
geschickt noch sein eigenes Debüt "No Way Out" hinterher,
auf dem er neben "Victory", hier in der fast identischen 2004er
Version mit der G-Unit,
bereits seinen neuesten Protegé vorstellt: Mase.
Der Nuschelrapper spaltet mit den freshen, aber poplastigen "Mo' Money,
Mo Problems" und "Feel So Good" die Hip Hop-Nation. Mit Puffys
Luxus-Poserei hatten ja schon einige Heads Probleme. Mase
jedoch entfernte sich styl- und musikalisch noch weiter vom einstigen Hip
Hop-Gedanken, so dass sich Wu-Tang
Clan-Boss RZA
zur Äußerung "R'n'B - Rap'n'Bullshit" hinreißen
ließ. Der Begriff "Poprapper" war geboren.
Mase
versank recht schnell wieder in der Versenkung, nachdem er vom Ghostface
Killah vermöbelt und wenig später zum Priester geschlagen
worden war. Puffy erntete jedoch auch weiterhin den Respekt der Hood, da
er nach Ausflügen in oberflächliche Mainstream-Regionen immer
wieder seinen Hip Hop-Roots frönte. Das hypnotisch böse The
Lox-Feature "All About The Benjamins", Black
Robs "Whoa"-Straßenfeger oder Craig
Macks Klassiker "Flava In Ya Ear" dürfen in keiner
ernstzunehmenden Rap-Sammlung fehlen.
Trotz guter Songs konnte sich nach Notorious
B.I.G. kein Bad Boy-Emcee längerfristig etablieren. Black
Rob und Craig Mack endeten als One-Hit-Wonder und Shyne
im Knast. G. Dep war noch nicht mal das vergönnt. Puffy sammelte seine
Hits lieber selbst. Immer wenn der Chef höchstpersönlich ans Mic
und Rampenlicht steppte, gelangen im wirklich große Dinger wie "I
Need A Girl Part I+II", das gar jenen kritischen RZA
zum Tanzen brachte. P.
Diddy ist also mitverantwortlich, dass zwischen Rap, R'n'B und neuerdings
auch Reggae die Schranken fallen bzw. gefallen sind. Für bornierte
Puristen ein Greuel, für 'wahre' Musikfans ein Segen. Im kommenden
Herbst möchte Sean Combs übrigens sein letztes Soloalbum veröffentlichen.
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POP
/ ROCK
Sophia:
People Are Like Seas On
Der Opener "Oh My Love" überrascht mit ungewohnt versöhnlichen
Worten. "Ich habe lange auf dich gewartet, deine Liebe ist immer noch
frisch in meinen Gedanken" singt Robin Proper-Sheppard, begleitet von
retro-rockigen Klängen. Hat der notorisch deprimierte Musiker endlich
seinen Frieden gefunden und sich auf den Weg in die Charts gemacht?
"'People Are Like Seasons' ist das Album, das ich immer vergeblich
versucht habe zu machen", erklärt der Singer/Songwriter und Produzent
in einem Interview. Zeichneten sich die ersten zwei Werke seiner durch eine
minimalistisch arrangierte Trostlosigkeit aus, beschäftigen sich die
neuen Stücke zwar immer noch mit existentieller Melancholie und der
eigentlichen Sinnlosigkeit des Lebens; sie bemühen sich aber auch,
Lichtstrahlen in die Finsternis dringen zu lassen. Zwischenmenschliche Beziehungen
stellen uns immer wieder vor Schwierigkeiten, aber so ist es eben, und damit
müssen wir leben, lautet die Botschaft des Titels. Ein halbwegs versöhnlicher
Ansatz, der immer wieder aus den Fugen gerät. Fließen die ersten
zwanzig Minuten in Begleitung von Akustikgitarre, Streichern und einem Klavier
noch aufregungslos vor sich hin, kommt bald unvermittelt ein Unwetter auf.
"Lass dich einfach gehen" trägt Proper-Sheppard in "Desert
Song No. 2" mit seiner an Mick Jagger erinnernden Stimme vor, als das
Gitarrengewitter ausbricht und den labilen inneren Frieden verdrängt.
"Du sagtest, Dunkelheit zieht dich an. Lass mich ein Schatten in deinem
Schwarz sein" heißt es nun, während Bass und Keyboard an
Rammstein erinnern. "I've been walking down this road every day of
my fucking life
life's a bitch and then you die" verkündet
er in "If A Change Is Gonna Come", den Verzerrer bis zum Anschlag
aufgedreht. So viel Wut erinnert an Stooges
- oder auch an Proper-Sheppards erste Band, God
Machine. Back to the roots, also? Nein, denn das Album schlägt
anschließend wieder ruhige Töne an. "Swore To Myself"
hört sich mit der Zeile "Ich habe mir selbst geschworen, mich
nie mehr zu verlieren" wie das Ergebnis einer Therapiesitzung an. Bezeichnenderweise
kommt das schönste Lied zum Schluss; "Another Trauma" sorgt
nach dem vorwurfsvollen "I Left You" für ein einprägsames
Ende: "Ich trinke ein Bier und verabschiede ein weiteres Trauma, das
ich überwunden habe. Das nächste wird kommen
aber ich verspreche,
den morgigen Tag mit einem Lächeln zu beginnen".
Eine gezupfte Gitarre, später ein Klavier begleiten die für Proper-Sheppard
schon fast revolutionären Worte. Zwar stößt die Beschäftigung
mit sich selbst und seinen Problemen immer wieder an die Grenzen des Erträglichen,
zumal seine Gedanken an mehreren Stellen wenig originell wirken; dennoch
ist ihm mit "People Are Like Seasons" ein abwechslungsreiches
und bestechend ehrliches Album gelungen. Kein Wunder also, dass sich nun
ein gestandenes Label um ihn kümmert und die Chancen nicht schlecht
stehen, Sophia
demnächst in den Charts wieder zu finden.
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GOTHIC
/ POP/ROCK
HIM:
And Love Said No...
1996 zog Ville Valo aus, die Mädchenherzen mit seinem androgynem Charme
zu betören. Von Beginn an setzt er mit seiner Band dabei auf Songs,
die mit morbider Romantik spielen, dabei jedoch nie den Pop-Appeal aus den
Augen verlieren. Kontrollierte Härte heißt das im Fußballer-Jargon,
und nicht nur beim Balltreten funktioniert diese Taktik prächtig. Him
haben spätestens mit ihrem zweiten Album "Razorblade Romance"
die Musikszene und die Hormone der Weiblichkeit gehörig durcheinander
gewirbelt. Nach seinem Nummer eins-Hit "Join Me" gab es auch in
Deutschland kein Halten mehr. Konzertsäle überall in der Republik
waren ruckzuck ausverkauft, Fanpages schossen im Internet nur so aus dem
virtuellen Boden, und Poster pflastern seitdem unzählige Zimmer. Mit
bislang vier veröffentlichten Alben innerhalb von sieben Jahren sind
sie äußerst produktiv, und 2004 ist es an der Zeit, zurück
zu blicken. "And Love Said No" komprimiert die Him-Essenz
in insgesamt 16 Songs.
Von den hier versammelten Liedern sind jedoch nur 14 bekannt, mit "And
Love Said No" und der Neil
Diamond-Nummer und neuen Single "Solitary Man" fügen
die Finnen der Compilation eine aktuelle Note hinzu. Ersteres sticht aus
dem übrigen Material lediglich durch seine Opener-Funktion heraus,
wohingegen die Neil
Diamond-Hommage als mittelschwere Katastrophe einen ziemlich üblen
Nachgeschmack hinterlässt. Wie schon bei Hims
Neuauflage von "Don't Fear The Reaper" erfährt hier ein Klassiker
eine wenig schmeichelhafte Verhackstückelung.
Zu vorliegender Hit-Sammlung erscheint parallel eine streng limitierte Auflage
mit einer weiteren CD, die insgesamt sechs Live-Videos beinhaltet.
Einsteiger hingegen erhalten einen repräsentativen Querschnitt über
das Schaffen der Band. Lediglich die Songauswahl kann Objekt des Mäkelns
sein, denn ob wirklich vier Songs aus dem eher enttäuschenden "Deep
Shadows And Brilliant Highlights" hier aufgenommen werden mussten,
ist zumindest strittig.
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HIP
HOP/RAP
Cypress
Hill: Till Death Do Us Part
Inzwischen gehört es zum musikalischen Alltag: Die Vermengung von Rap
und Rock. Doch wer kann sich eigentlich den Vorreiter-Button für den
als "Crossover" bekannt gewordenen und oft kopierten Style ans
Revers hängen? Die antwort lautet Cypress
Hill! Die 1988 gegründete Hardcore-Kiffer-Rap-Gang gab vor
über zehn Jahren die Initialzündung für ein komplett neues
Genre, als sie auf dem "Judgement Night"-Soundtrack (1993) mit
Pearl Jam und Sonic Youth kollaborierten und dieses Konzept auf ihren folgenden
Alben fortsetzte, während es für die anderen Beteiligten (u.a.
Helmet & House Of Pain, Teenage Fanclub & De La Soul, Slayer &
Ice-T) ein einmaliger Ausflug in die Welt des Crossover war, der im Prinzip
von Aerosmith und Run D.M.C. mit der Neubearbeitung des Aerosmith-Klassikers
"Walk this way" (1986) ins Leben gerufen wurde. Jetzt meldet sich
die nach einer Straße im berüchtigten L.A.-Stadtteil South Central
benannte Band um Mastermind B-Real (Louis Freese), Rapper Sen Dog (Senen
Reyes), DJ Muggs (Lawrence Muggerud) und dem neuestem Mitglied, Percussionist
Eric Bobo - Sohn von Cuban-Jazz-Legende Willie Bobo - nach zwei Jahren Pause
mit ihrem neunten Album "Till Death Do US Part" auf der Bildfläche
zurück. Die weltweit erfolgreichste Rap-Combo (16 Millionen verkaufte
Tonträger), die immer für einen Skandal gut ist (legendär,
als sich DJ Muggs bei einem TV-Auftritt bei "Saturday Night Live"
auf der Bühne einen Joint ansteckte, während der Rest der Gruppe
zu der Nummer "We ain´t going out like that" ihr Equipment
vollkommen zerstörte), geht mit dem Album zurück zu ihren den
HipHop-Wurzeln und fährt den Rockanteil deutlich herunter. Dabei ist
"Till Death Do Us Part" ein dunkles Werk voller Andeutungen menschlicher
Sterblichkeit, verbunden mit moralischen Geschichten, angetrieben durch
die slammenden Beats der Band. Eingespielt in sechs Monaten in DJ Muggs'
Studio in Los Angeles, führen die 16 Tracks wieder zu dem Punkt zurück,
an dem alles begann: Roher HipHop mit Rock-, Reggae- und Latin-Einflüssen,
gepaart mit einer vollen Breitseite Gangsta-Rap, finsteren Beats, derben
Beschimpfungen und den obligatorischen Pistolenschüssen. Eigentlich
nichts Neues für das Genre, aber für Cypress
Hill eine Weiterentwicklung, die sich an der eigenen Geschichte
orientiert: "Wir wollten nicht die gleichen ausgetrampelten Pfade beschreiten
oder dieselbe Platte noch mal machen. Cypress
Hill waren immer dafür bekannt, Trendsetter zu sein und ich
denke, dass es für die Band Zeit war, wieder etwas anderes zu versuchen.
Um noch mal eine eigene Welt innerhalb der bereits bestehenden zu kreieren.
Wir springen auf keine Züge auf. Wir machen nicht nur Hit-Records.
Wir machen Platten, die Klassiker werden und den Test der Zeit' bestehen
können". Angefangen mit dem pumpenden Straight-Up-Gangsta-Rap
"Another body drops", der mit fetten Beats und sägenden Gitarren-Licks
aus der Feder von Regie Stewart zu überzeugen weiß, über
den mit Streichern, Harfen- und Piano-Parts aufgepeppten Mafia-Rap "Till
death comes" und den mit Congas und Gitarren gespickten Latin-Track
"Latin thugs" (featuring den Puerto Ricanischen Hardcore-Rapper
Tego Calderon), zelebrieren die Dope-Fetischisten aus South Central einen
höchst abwechslungsreichen "Tripple R"-Cocktail (Rap, Rock,
Reggae) der Extraklasse. So ist der gesungene Reggae-Dub-Track "Busted
in the hood" ein Musterbeispiel für klassischen Old-School-Rap,
der den Beastie-Boys-Refrain "Here's a little story that must be told
."
in den Song, der sich gegen harte Drogen ausspricht, integriert. Die erste
Single "What's your number?" (eine Adaption des Clash-Songs "Guns
of Brixton") ist eine treibende Ska-Rock-Nummer, eine augenzwinkernde
Ode an das Aufgabeln eines Mädchens im Club. Das Instrumental wird
dabei von einer Live-Band gespielt, unterstützt von Rancid-Frontmann
Tim Armstrong an Gitarre, sowie "Skinhead Rob" Ashton von den
Transplants als Backgroundvocalist. Aber auch Songs wie das straighte "Money"
oder das horrorartige "Never know" beschreiten einen erfolgreichen
Drahtseilakt zwischen Streetcredibility und Kommerz, mit dem Anspruch, die
Gangsta-Historie der Band nach zu zeichnen. Mit "Till Death Do Us Part"
beweisen Cypress
Hill, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören, auch
wenn sie als gestandene Plattenmillionäre schon längst nichts
mehr mit dem Lifestyle zu tun haben, von dem ihre Songs handeln. Das Album
bietet 50 Minuten hervorragendes "Rock 'N Rap"-Entertainment,
das sich in den Charts genau so gut machen dürfte, wie in den Großstadtghettos
der East- und Westcoast.
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SOUNDTRACK
/ POP
Herr
Lehmann: Herr Lehmann
Mit dem jazzigen Intro von "Novocaine For The Soul" der Eels
gelingt der Einstieg in die Audio-Zeitreise in den Kreuzberg-Wende-Roman
"Herr
Lehmann" von Element
Of Crime-Sänger Sven Regener noch nicht so recht. Auch der
Jazz Butcher lässt den Hörer in seiner "Soul Happy Hour"
eher an eine koksende Uma
Thurman denken als an den biertrinkenden Christian Ulmen.
Fad
Gadget lassen uns dann wissen, dass wir endgültig im Zeitalter
der Synthesizer angekommen sind. An "Collapsing New People" hat
sich auch Westbam
als Remixer versucht, seine mächtig pumpende Version des Klassikers
ist neben dem Original auch auf dem Soundtrack vertreten. Natürlich
darf der Autor der Romanvorlage nicht fehlen, Regener quält sich "Nervous
and Blue" durch die Endachtziger, bis er im Jetzt ankommt, um Lexy
und K-Paul
auf die Spur zu singen, beziehungsweise zu sprechen, "Oder Beides".
Elektronisch Angehauchtes aus der Gegenwart haben auch Thies Mynther und
Dirk von Lowtzow alias Phantom/Ghost zu bieten. Dabei wandelt sich die zarte
Blüte "Phantoms and Ghosts" zu einer wunderbar poppenden
Blume. So wie ein Abend im Bierhimmel auf der Oranienstraße. Kreuzberger
Nächte sind lang.
Und dann diese Flut von Coverversionen. Die wohl bekannteste ist Cakes
Interpretation von "I Will Survive". Geht immer gut, vor allem
wenn man Franzose und grade Welt- oder wahlweise Europameister geworden
ist, hat aber nur noch bedingten Unterhaltungswert. Selbige versuchen sich
an anderer Stelle noch an Willie
Nelsons "Sad Songs And Sad Waltzes".
Laibachs
Achtziger-Jahre Version von "Across The Universe" ist wahrscheinlich
Geschmackssache, ebenso wie Anita
Lanes Vorstellung von "Bella Ciao". Zwar fängt sie
die bedrohlich-düstere Stimmung der Partisanenhymne gekonnt ein, allerdings
geht das kämpferische Element völlig verloren. "Something's
Gotten Hold Of My Heart", stellt Nick
Cave fest, der Mann ist einfach eine Bank. Auch beim Nachsingen.
Abgerundet wird der Soundtrack mit Klassikern von Violent
Femmes und Ween.
Der Soundtrack ist, zumal als Untermalung für einen deutschen Film,
insgesamt sehr gelungen. Auch wenn es keine neuen Lieder gibt für "Herr
Lehmann". Schade nur, dass die Filmmusik keinen deutlicheren
Berlin-Bezug herstellt. Die Insel West-Berlin im roten Meer bedeutet auch
Iggy
Pop und David
Bowie. Doch von ihnen keine Spur auf Herr
Lehmanns musikalischer Untermalung, genau so wenig wie von Blixa
Bargeld und Rio
Reiser. Schade eigentlich. Denn die haben den Mauerfall sicher nicht
in einer Kreuzberger Kneipe verpennt.
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COMPILATION
/ ROCK
Al
Green / Clarence Carter: Light My Fire
Eine ganze CD nur mit Coverversionen des legendären The
Doors Klassikers "Light My Fire": puuuh, das kann ja heiter
werden, schwirrt einem als erstes durch den Kopf. Ganze 16 mal "You
Know That It Would Be Untrue" am Stück. Textzeilen, die einem
seit der Teenagerzeit für alle Ewigkeit ins Gedächtnis gebrannt
sind. Doch was zuerst nach einer langweiligen Aufbereitung eines Ohrwurms
aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als überaus spannende
Rezeptionsgeschichte eines Popsongs par excellence. "Light My Fire"
stand ganz am Anfang der Karriere von The
Doors. Gleich auf ihrem Debütalbum findet der von Gitarrist
Bobby Krieger geschriebene Song seinen Platz, erscheint im Frühjahr
1967 sogar Single-Format und bildet mit seiner leichten Melodie einen Kontrapunkt
zu den schwermütig balladesken Arrangements von "The End".
Vielleicht mit ein Grund, warum sich das Lied einige Monate später
im Juli '67 an die Spitze der Charts, zum Sommerhit auswächst und bereits
kurz darauf in zahllosen Verkleidungen immer wieder kehrt, bis heute. Leider
konzentriert sich die Zusammenstellung "Light My Fire" überwiegend
auf die späten 60er und frühen 70er Jahre. Die jüngste Vergangenheit,
in der sich unter anderem Massive
Attack am The
Doors-Erbe versuchten, bleibt bis auf Mike
Flowers Pops aus dem Jahr 1996 ausgespart. Was neben der schnellen
Akzeptanz bei den Zeitgenossen noch auffällt, ist der hohe Anteil schwarzer
Musiker, die sich in Kriegers Worten und Melodie wieder entdeckten und dem
Song ihre Seele einhauchten.
Al
Green tat dies mit viel subtilem Feinsinn, der den Textzeilen des
Refrains eine beschwörend eindringliche Note verleiht und zu den gelungensten
Interpretation auf "Light My Fire" zählt. Ganz oben spielt
auch "Goldfinger"-Stimme Shirley
Bassey mit, deren Adaption, von opulenten Orchesterarrangements
getragen, die Stärken ihrer einzigartigen Stimme in Vollendung zur
Geltung bringt. Der Reigen der großartigen Coverversionen komplettiert
Booker
T. & The MG's, die ihrer Version einen unaufgeregten Jam-Session-Charakter
geben.
Eher unter der Rubrik Kuriositäten zu verbuchen sind Beiträge
wie Horst Jankowskis eingedeutschte "Light My Fire"-Version. Schmalzige
70ies Easy Listening-Instrumentierung trifft auf lyrische Höhenflüge
wie "Vielleicht ist alles gar nicht wahr, vielleicht auch nur ein Abenteuer,
doch wir spüren die Gewalt, und auf einmal brennt das Feuer".
An solche Sünden sollte man sich 30 Jahre später eigentlich nicht
mehr erinnern müssen. Doch die Geschichte kann manchmal unerbittlich
sein.
Zum Glück aber überwiegen auf "Light My Fire" die positiv
besetzten Erinnerungen eindeutig. Und so regt selbst eine Peinlichkeit wie
Jankowskis weichgespülte Interpretation höchstens zum Schmunzeln
an, ohne das Gesamtbild in Mitleidenschaft zu ziehen.
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SOUL
/ POP/ROCK / DEUTSCH
Laith
Al-Deen: Für Alle
Die deutsche Sprache ärgert Laith
Al-Deen. "Ein Künstler wie Seal kann es sich erlauben,
in seinen Texten missverständlich, ja unverständlich zu sein und
sie in seinen Booklets nicht abzudrucken, während im Deutschen der
Hörer ständig auf Stimmigkeit und Brüche des Textes achtet."
Trotzdem gelingt Laith mit eben dieser Sprache auf "Für Alle"
ein offenes Bekenntnis zum Mainstream.
"Ich bin Musiker, ich möchte mit meiner Musik viele Menschen erreichen",
gibt der Karlsruher offen zu. Pop statt Soul?. Laith
Al-Deen hat sich auf seinem dritten Album weiterentwickelt. Beschränkte
sich das Textrepertoire des Songwriter-Teams seit seinem ersten Hit "Bilder
Von Dir" auf Liebe, Liebe und ... Liebe, so schleicht sich auf "Für
Alle" eine unerwartete Vielfalt ein. "Viel Davon" zeigt eine
melancholische Sichtweise auf die herrlich unbeschwerte Kindheit, "1000
Tage" befasst sich mit Misshandlung, und in "Kann Es Sein"
prangert er, getragen von einer netten Country-Untermalung, eine Welt an,
in der "Lügner zu Legenden" werden. Der Titelsong "Für
Alle" driftet in Richtung Techno, während "Worauf Wartest
Du" eine spanische Gitarre einfließen lässt. "Höher",
mit dem er die Grand Prix-Qualifikation im März bestreiten wird, kann
eine Sabrina
Setlur locker aus dem Rennen schlagen, wenn die Performance live
ebenso gut rüberkommt. Einen Höhepunkt der Platte stellt jedoch
"Meilenweit" dar, aufgenommen mit der aufstrebenden deutschen
Reggae-Künstlerin Zoe.
Das Stück projeziert das Fernweh mit Karibik-Vibes direkt ins Herz.
Angesichts dieser Kreativität stößt einem ein einschläfernder
Aussetzer wie "Farbe deiner Stimme" jedoch besonders übel
auf.
Insgesamt besticht "Für Alle" aber sowohl mit seinen langsamen,
schwer zu verdauenden Stücken als auch mit den schnelleren Rock-Tunes.
Und trotz der relativ großen Unterschiede zieht sich Al-Deens sentimentale
Stimme wie ein roter Faden durch die Songs, so dass die Harmonie immer gewahrt
bleibt. Ein in sich stimmiges Machwerk, das sich auf keinen Fall hinter
seinem Vorgänger verstecken muss. Laith
Al-Deen beweist, dass er in die richtige Richtung geht und sich
langsam aber sicher zur Elite der deutschen Pop-Riege zählen darf.
Von der Bezeichnung German Soul distanziert er sich inzwischen. Er empfinde
es als Schublade, in die er "zusammen mit anderen deutschen Kollegen
aus Marketinggründen geworfen werden sollte". Hat man da gerade
einen Seitenhieb gegen Naidoo
raushören können?
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ELECTRO
Tangerine
Dream: Dream Mixes 4
Ganz langsam kommt er in Fahrt, der Tangerine
Dream-Zug. Blubbernd bahnt er sich seinen Weg durch weite Synthie-Flächen
und langsam fließende Harmonien. Fast vier Minuten lässt er sich
Zeit, ehe er zu angenehm analog treibenden Schlagzeug-Beats Fahrt aufnimmt.
Wer die deutschen Elektropioniere kennt, wird jedoch wissen, dass ein durchgehend
auf die Zwölfe gehendes Ding nicht ihre Sache ist, und so gleicht auch
die vierte Auflage der "Dream Mixes"-Serie einer Achterbahn.
Auf sanfte Soundebenen folgen wilde Drum'n'Bass-Ritte, schummrige Ambient-Parts
gleiten heimlich, still und leise in funkige Uptemponummern über. "DM4"
erfüllt dabei gleich zwei Funktionen. Wer bei allerlei Alltagsverrichtungen
Zeit hat, nebenbei Musik hören zu können, darf sich Tangerine
Dream in den Player legen. Und wer sich in bombastisch-rhythmischen
Klangkollagen verlieren möchte, hat ebenso seine helle Freude. Neben
elektronisch generierten Klängen heben herkömmliche Instrumente
wie Schlagzeug und Gitarre die spacigen Variationen aus einer abstrakten
Ebene hervor. Organisch und warm echot der Tangerine
Dream-Kosmos und offenbart viele hinhörenswerte Details. "From
Kiev With Love" kristallisiert sich nach mehreren Durchgängen
als Kleinod heraus, wobei das sich anschließende "Meta Morph
Magic" dank stakkatoartigem Orgeleinsatz kaum weniger begeistern kann.
Spacige Epen mit fesselnder Rhythmik sind nun mal die Stärken von Tangerine
Dream. Auch mit dem vierten Teil ihrer Selbstverwurstelung lassen
sie dabei qualitativ keine Wünsche offen. Nenn' es Techno, nenn' es
Pop, es bleibt, was es ist. Gute Musik. Ein Blick auf den fast schon wahnwitzigen
Output von Vater und Sohn Froese wischt den Gedanken daran, dass dem Duo
in naher Zukunft die Ideen ausgehen könnten, mit lockeren Federstrich
beiseite.
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METAL
Edguy:
Hellfire Club
Nachdem es im Februar schon einen Vorgeschmack aufs neue Album in Form der
EP "King Of Fools" gab, legen Edguy
jetzt mit ihrem siebten Longplayer "Hellfire Club" nach. Wie auf
dem Vorgänger "Mandrake" auch haben sie wieder einige Überraschungen
parat.
Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass "Hellfire Club"
eine richtig gute Metal-Scheibe geworden ist. Ihre Fähigkeiten als
Songwriter haben Edguy
schon oft genug unter Beweis gestellt, und die Zeiten, in denen Sänger
Tobias Sammet noch auf Unterstützung bei den Vocal-Arrangements zurückgreifen
musste, sind auch schon lange vorbei. Zwar müssen die Erwartungen der
Fans nach "Mandrake" enorm gewesen sein, aber das stecken die
Hessen locker weg. Mit dem Opener "Mysteria" heizen die Jungs
schon kräftig ein und machen Lust auf mehr. Der Snare-Sound des anschließenden
"The Piper Never Dies" trübt die Freude aber schon etwas.
Ist der Konkurrenzkampf um den beschissensten Drum-Sound eröffnet?
Das wird knapp zwischen Metallica
und Edguy.
"We Don't Need A Hero" bzw. "Under The Moon" sind klassische
Speed-Granaten und "Down To The Devil" ein typischer Midtempo-Stampfer.
Die Video-Single "King Of Fools" dürfte inzwischen ja schon
bekannt sein und sich in den einen oder anderen Gehörgang gebohrt haben.
Während sich an "Lavatory Love Machine" die Geister wohl
wieder scheiden werden, steht mit Navigator ein kleines Juwel auf dem Album,
bei dem einige Protagonisten aus der Aina-Oper zu hören sind, an der
auch Tobi teilnahm. Auch im "Hellfire Club" werden ruhigere Töne
angeschlagen, und zwar bei "Forever" und bei "The Spirit
Will Remain", wo nur das Orchester Tobis Stimme unterstützt -
ab sofort sind keine Zweifel mehr an den Fähigkeiten des Mannes erlaubt.
Durch ihre kräftige Medienpräsenz werden ein paar Unverbesserliche
der Band vielleicht den Ausverkauf vorwerfen. In Zeiten, in denen sogar
Motörhead
bei Stefan
Raab (TV
Total) und Oomph!
bei The
Dome auftreten, kann man sich aber auch Edguy
bei der McCharts-Show reinziehen.
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MUSIK
DVD
Jerry
Lee Lewis & Friends
Sein Spitzname ist "The Killer", und Jerry
Lee Lewis hat in seiner Jugend einiges getan, um seinem Ruf als
Enfant Terrible des Rock'n'Roll gerecht zu werden. Sex mit minderjährigen
Verwandten, mehrfache Eheschließungen ohne vorhergehende Scheidungen,
die üblichen Drogeneskapaden, einige in Flammen aufgegangene Flügel
und nicht zuletzt seine zeitlos groovigen Tunes begründeten das skandalträchtige
Image des Louisiana-Boys. Dreißig Jahre später gehört derlei
längst zum kulturellen Allgemeingut, und Jerry
Lee Lewis hat die Bühne provinzieller Kneipen mit der des Londoner
Apollo Theater vertauscht, wo Tausende die Legende feiern. An jenem Ort
also möchte der Killer 1989 sein Comeback starten, wo er 1958, als
die Heirat mit seiner 13-jährigen Cousine bekannt wurde, seinen tiefsten
Fall erlebte. Die Zeichen sind verheißungsvoll, schließlich
kommt in jenen Tagen ein Spielfilm in die Lichtspielhäuser, der sich
dem skandalösen Leben von Lewis widmet. Doch während Dennis
Quaid in "Great
Balls Of Fire" Jerry Lee vor Saft und Kraft strotzend auf die
Leinwand bringt, haftet dem Auftritt des echten Mr. Lewis ein gewisser Anachronismus
an, der im schlimmsten Falle irritierende, im besten Falle ulkige Züge
annimmt.
Da stehen neben Jerry
Lee Lewis auch seine "Friends" mit auf der Bühne,
als da wären: Van
Morrison, Brian
May von Queen,
John Lodge von The
Moody Blues, Dave Davies von The
Kinks und Dave
Edmunds. Ihnen kommt die Ehre zu, mit dem Meister eine Bühne
zu teilen, ja mehr noch, mit ihm in einer Band zu spielen. Was aber als
eine Art "Who is Who der Rockmusik"-Line-Up geplant war, entpuppt
sich als Lachnummer allererster Güte.
Am Piano klimpert das Idol Jerry
Lee Lewis seine tausendmal gehörten Tunes bis auf wenige Ausnahmen,
ziemlich lustlos runter, und um ihn herum stehen Lodge, Davies und Co. wie
kleine gelehrige Schulbuben. Die Rolle des Strebers fällt hierbei Brian
May zu, der just in dem Moment, als er neben dem Meister mit großer
Geste zum Solo ansetzen möchte, über das Kabel seiner Gitarre
stolpert. Plop! Nix war's mit dem tollen Auftritt.
Dass Jerry
Lee Lewis mit halb amüsiertem, halb sarkastischem Lächeln
"Highschool Confidential" nochmals anspielt, um May seine tägliche
Fingerakrobatik zu ermöglichen, lässt den Queen-Gitarristen
wie einen dummen Sechstklässler aussehen, der sich zwar Mühe gibt;
leider aber vergebens. Einzig Van
Morrison macht im Duett mit Lewis eine gute Figur.
Die spannungsgeladene Atmosphäre zieht sich durch die gesamten 60 Minuten
Spielzeit und erfährt nur in den seltenen Momenten eine Abmilderung,
in denen Lewis das Publikum um sich herum zu vergessen scheint und mit seinem
Instrument zu einer Einheit verschmilzt. Da blitzt dann etwas von jener
Energie auf, mit der er dreißig Jahre zuvor die Konzerthallen reihenweise
in Brand steckte.
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Text-Quellen:
Diverse |
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29.03.2004 17:56:48 / enzo Alle Angaben ohne Gewähr |
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